U19-Europameisterin: Emma Niemann.

Emma Niemann: „Man darf nie den Kopf hängen lassen“

Vom SV Garßen zum Nationaltrikot: Wie Leidenschaft, Disziplin und Durchhaltevermögen eine junge Spielerin zur U19-Europameisterin machten

Emma Niemann gehört zu den vielversprechendsten Handballtalenten Deutschlands. Schon als Kind begann sie, dem Vorbild ihrer älteren Schwester zu folgen, und entwickelte schnell eine Leidenschaft für den Sport. Vom SV Garßen über alle Förderstufen des HVNB bis hin zur Jugendnationalmannschaft – ihr Weg ist geprägt von Ehrgeiz, Disziplin und Durchhaltevermögen. In diesem Interview spricht Emma über ihre Anfänge, den Sprung ins Nationaltrikot und die großen Ziele, die sie noch vor sich hat.

HVNB: Emma, du bist beim HVNB alle Förderstufen durchlaufen – vom Stützpunkt bis in die Landesauswahl. Wie bist du ursprünglich zum Handball gekommen?

Emma Niemann: Zum Handball bin ich durch meine Schwester gekommen. Sie hat schon viele Jahre gespielt, und als kleine Schwester war ich immer mit in der Halle dabei. Ich habe zu ihr aufgeschaut, sie war sozusagen mein erstes Vorbild. Irgendwann war klar, dass ich es selbst ausprobieren möchte – mit sechs Jahren habe ich dann in unserem Dorfverein, dem SV Garßen, angefangen. Das war ein perfekter Einstieg, weil der Verein direkt vor der Haustür lag.

HVNB: Du hast beim HVNB die verschiedenen Förderstufen durchlaufen. Wie hast du diese Erfahrungen empfunden?

Emma Niemann: Diese Zeit war für mich unglaublich wertvoll. Ich habe mich immer auf die Lehrgänge gefreut – die besondere Atmosphäre, das gemeinsame Training, aber auch das Miteinander mit den anderen Spielerinnen. Das war jedes Mal etwas Besonderes. Vor allem die Turniere haben mir viel gebracht: Sie waren nicht nur lehrreich, sondern haben auch unheimlich viel Spaß gemacht.

HVNB: Neben dem sportlichen Aspekt – welche Fähigkeiten und Werte hast du während dieser Zeit beim HVNB mitgenommen?

Emma Niemann: Vor allem habe ich Disziplin gelernt. Man muss Schule und Training miteinander verbinden können, Verantwortung für sich selbst übernehmen und Wege finden, auch außerhalb der Halle etwas für sich zu tun. Früher hatte ich zum Beispiel keinen Zugang zu einem Kraftraum – da musste ich kreativ werden. Diese Erfahrungen haben mich nicht nur sportlich, sondern auch persönlich sehr geprägt.

HVNB: Wann bist du nach Hannover gekommen, und wie hat sich das mit Schule und Handball vereinbaren lassen?

Emma Niemann: 2019 bin ich zunächst ins Teilzeitinternat gewechselt, ein Jahr später dann ins Vollzeitinternat. Das war für mich ein großer Schritt – aber einer, der sich gelohnt hat. Die kurzen Wege, die enge Abstimmung zwischen Trainern, Schule und Betreuern und die Möglichkeiten am Olympiastützpunkt haben mich enorm weitergebracht. Ob Krafttraining, individuelles Frühtraining oder die Abendeinheiten in Badenstedt – ich konnte mich überall entwickeln und habe viel für meinen weiteren Weg gelernt.

HVNB: Du läufst ja auch für den DHB im Nationaltrikot auf. Wie hast du dich gefühlt, als du zum ersten Mal für eine Jugendnationalmannschaft nominiert wurdest?

Emma Niemann: Das war ein unvergesslicher Moment. Ich weiß noch genau, wie die Einladung auf meinem Handy aufploppte – ich war völlig aus dem Häuschen und habe sofort meine Mama angerufen. Spätestens als ich dann mit dem Adler auf der Brust die Nationalhymne mitsingen durfte, wurde mir bewusst, was das bedeutet. Mein erstes Länderspiel in Ungarn in Vorbereitung auf den nachfolgenden EYOF 2022 war einfach atemberaubend.

HVNB: Aber deine Karriere ging danach ja nicht immer nur bergauf. Du hattest mit einem Kreuzbandriss und einem Bandscheibenvorfall längere Verletzungen. Wie hast du es geschafft, wieder in die Nationalmannschaft zurückzukommen?

Emma Niemann: Die Zeit war wirklich schwierig. Es gab viele Rückschläge, und der Rehaprozess lief leider nicht immer optimal. Das war oft frustrierend, und ich musste mich selbst immer wieder motivieren. Aber die Vorstellung, irgendwann wieder das Nationaltrikot tragen zu dürfen, hat mir die Kraft gegeben, weiterzumachen. Als dann tatsächlich die Einladung für die U19-Nationalmannschaft kam, war das ein unbeschreiblicher Moment – ein Traum, der Wirklichkeit wurde. Da wusste ich: Es hat sich gelohnt, nicht aufzugeben.

HVNB: Gibt es denn ein Spiel oder Turnier im Nationaltrikot, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Emma Niemann: Eigentlich haben alle Turniere ihre eigene Bedeutung für mich. Beim EYOF habe ich meine ersten internationalen Erfahrungen gesammelt – das war großartig. Und der EM-Sieg in diesem Sommer war natürlich das absolute Highlight. Dieses Gefühl lässt sich kaum in Worte fassen, es war fast surreal. Ich glaube, ich habe es bis heute nicht ganz realisiert. Aber genau solche Momente machen die ganze harte Arbeit lohnenswert.

HVNB: Du hast es gerade angesprochen, Gold bei der U19-Europameisterschaft. Hat sich seitdem etwas für dich verändert – persönlich oder sportlich?
Emma Niemann: Direkt verändert hat sich nichts. Aber ich habe viele Eindrücke mitgenommen – sowohl aus den Spielen als auch aus der gesamten Turniererfahrung. Diese positiven Emotionen möchte ich jetzt einfach in die neue Saison übertragen. Es geht für mich darum, das Hochgefühl zu bewahren und daraus Energie zu ziehen.

HVNB: Gibt es etwas, das du aus dieser EM-Erfahrung besonders für deine weitere Karriere mitnehmen kannst?

Emma Niemann: Auf jeden Fall das Durchhaltevermögen. Wir hatten einige Spiele, in denen wir zurücklagen und trotzdem noch die Wende geschafft haben. Da habe ich gelernt: Man darf nie den Kopf hängen lassen, auch wenn es mal nicht gut läuft. Oft entscheidet sich ein Spiel erst in den letzten Minuten – und solange es nicht abgepfiffen ist, hat man die Chance, alles zu drehen. Diese Einstellung will ich mir unbedingt bewahren.

HVNB: Welche weiteren Ziele hast du sportlich – kurz- und langfristig?

Emma Niemann: Kurzfristig möchte ich mit Badenstedt eine erfolgreiche Saison in der 3. Liga spielen, meinen Teil dazu beitragen und mich auch individuell weiterentwickeln. Wichtig ist mir dabei, dass ich mir kleine, konkrete Ziele setze und diese Schritt für Schritt in den Spielen umsetze. Langfristig träume ich natürlich davon, in der Bundesliga zu spielen – und vielleicht irgendwann auch einmal Auslandserfahrungen zu sammeln. Das ist aktuell noch ein Traum, aber wer weiß, wohin der Weg führt.

HVNB: Dabei drücken wir dir natürlich die Daumen! Zum Abschluss: Welchen Rat würdest du jungen Spielerinnen geben, die denselben Weg gehen möchten?

Emma Niemann: Am wichtigsten ist, dranzubleiben und nie den Spaß am Handball zu verlieren. Klar, hartes Training ist notwendig – aber man sollte auch nicht zu streng mit sich selbst sein. Eigeninitiative ist wichtig, aber genauso das Genießen der besonderen Momente. Wer beides schafft – Arbeit und Freude –, hat die besten Voraussetzungen, seinen Weg zu gehen.

HVNB: Vielen Dank für das Interview!

,

Ähnliche Beiträge