Bjarne Deiters und Jesper Stumpfe geben im HVNB-Interview spannende Einblicke in ihre Entwicklung als Schiedsrichter vom ersten Beachhandball-Turnier in Cuxhaven bis zur Weltmeisterschaft in Cuxhaven. Foto: Doreen Männich

Von Cuxhaven nach China: Bjarne Deiters und Jesper Stumpfe im Interview

Im Juni wird mit Bjarne Deiters und Jesper Stumpfe erstmals ein deutsches Schiedsrichtergespann bei einer Beach-WM vertreten sein. Im HVNB-Interview erzählen die beiden Niedersachsen von der Freude über die Nominierung, ihrer Vorbereitung und der Herausforderung, Hallen- und Beachhandball unter einen Hut zu bringen. Zudem geben sie Einblicke in ihren schnellen Aufstieg und teilen wertvolle Tipps für junge Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter.

HVNB Online: Bjarne und Jesper, nachdem ihr bereits seit 2017 bei vier Europameisterschaften im Einsatz wart, wurdet ihr nun von der IHF für die Weltmeisterschaft in China (18. bis 23. Juni) nominiert. Was war das für ein Gefühl, als ihr von der Nominierung erfahren habt, und wie groß ist eure Vorfreude auf das Turnier?

Jesper: Als wir von der Nominierung erfahren haben, war die Freude natürlich riesig. Es ist toll, dass unsere Arbeit und die guten Turniere, die wir in den letzten Jahren in Europa hatten, uns jetzt dahin geführt haben, dass wir nicht nur mit den besten Mannschaften der Welt, sondern auch noch am anderen Ende der Welt ein Beachhandball-Turnier bestreiten dürfen.

Bjarne: Absolut, die Vorfreude wächst mit jedem Tag. Ich habe schon in einem unserer ersten Interviews 2016 gesagt, dass die Nominierung für eine Weltmeisterschaft ein riesiger Traum von uns ist. Es schien damals noch in weiter Ferne, aber jetzt, wo sich dieser Traum erfüllt, ist das ein Gefühl, das schwer zu beschreiben ist. Man merkt, dass sich die Arbeit, die man in den Jahren reingesteckt hat, auszahlt.

HVNB Online: Welche Ziele habt ihr euch für euren ersten Einsatz bei einer Weltmeisterschaft gesetzt?

Bjarne: Wir haben in der Vergangenheit gemerkt, dass es nicht so hilfreich ist, sich für ein Turnier konkrete Ziele zu setzen. Gerade da es unser erstes Turnier auf diesem Level ist und wir viele der anderen Schiedsrichterinnen, Schiedsrichter und die Offiziellen der IHF noch nicht kennen, wissen wir nicht genau, was uns erwartet. Deswegen gehen wir einfach mit Spaß und Vorfreude an die Sache heran. Wir wissen, dass wir uns nicht verstecken müssen und schauen, wie sich das Turnier entwickelt.

Jesper: Genau. Unser Ziel ist es, die bestmögliche Spielleitung abzuliefern und ansonsten die Atmosphäre und das Turnier zu genießen. Für uns wird es auf jeden Fall ein großes Abenteuer. Nachdem wir auf europäischer Ebene bereits eine gewisse Routine gewonnen haben, freuen wir uns jetzt auf die neue Herausforderung.

HVNB Online: Wie bereitet ihr euch auf die Weltmeisterschaft vor? Unterscheidet sich das von anderen Turnieren?

Jesper: Wir bereiten uns auf die WM genauso ernsthaft vor wie auf jedes andere Turnier in Europa. Grundvoraussetzung ist dabei die körperliche Fitness. Die Matchpraxis holen wir uns jetzt auf der European Beachhandball Tour, der europäischen Liga für Vereinsmannschaften. Wir sind auf den größeren Turnieren im Einsatz, die bis zur WM stattfinden. Anfang Mai waren wir in Zagreb und letztes Wochenende in Tilburg im Einsatz. Am Wochenende pfeifen wir beim Karacho Beach Cup in der Nähe von Frankfurt. Danach haben wir noch einige Tage, um den Kopf freizubekommen, und dann fliegen wir nach China.

HVNB Online: Ihr seid auch in der Halle ein erfolgreiches Schiedsrichtergespann und pfeift derzeit im Perspektivkaders des DHB. Wie schafft ihr es beide Disziplinen unter einen Hut zu bringen und welche besonderen Herausforderungen gibt es dabei?

Bjarne: Das funktioniert über die meiste Zeit im Jahr ganz gut, da die Zeit, in der Hallenhandball gespielt wird, beim Beachhandball größtenteils frei ist. Wenn dann in der Halle Sommerpause ist, läuft die Hauptsaison im Sand. Schwierig wird es, wenn man in diese Randbereiche kommt, vor allem zum Ende der Hallensaison, wenn die Vorbereitung auf den Beachhandball-Sommer startet. Da braucht es eine gute Kommunikation mit beiden Disziplinen.

Jesper: Wir haben das Glück, dass uns sowohl der DHB in Person von Marc Fasthoff als auch der HVNB den Rücken freihalten und wir in der Endphase der Saison einige Ansetzungen in der Halle zurückgeben konnten, um den Schwerpunkt auf den Beachhandball zu setzen. Es gibt aber auch viele Vorteile und die beiden Disziplinen befruchten sich gegenseitig. Wir nehmen sehr viel aus dem Beachhandball in die Halle mit und umgekehrt. Es hilft auf jeden Fall, wenn man in beiden Disziplinen unterwegs ist.

HVNB Online: Obwohl ihr selbst erst 25 Jahre alt seid, seid ihr bereits seit vielen Jahren auf Top-Niveau im Einsatz. Wie habt ihr es geschafft, so schnell in der Halle und im Sand von der Basis an die Spitze zu kommen?

Bjarne: Man hört das oft, aber es trifft bei uns voll zu: Wir haben uns so schnell entwickelt, weil wir einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Unsere Entwicklung ist tatsächlich im Sand gestartet und hat sich dann auf die Halle übertragen. Der Ausgangspunkt waren die Beachhandball-Turniere des HVNB in Cuxhaven, an denen wir früher selbst als Spieler teilgenommen haben. Als wir dann zu alt waren und unser Verein mit unserer damaligen Jugendmannschaft nicht mehr teilgenommen hat, haben wir beschlossen, uns als Schiedsrichter für die Turniere zu melden, weil wir die Atmosphäre dort immer genossen haben. 2015 sind wir bei einem der Turniere Kai Bierbaum, dem damaligen Beach-Nationaltrainer, aufgefallen. Er war eigentlich da, um Spieler zu sichten, und hat uns gefragt, ob wir nicht Lust hätten, mal bei einem Turnier der deutschen Beach-Serie zu pfeifen. Uns kam entgegen, dass das alles zu einer Zeit war, in der sich der Beachhandball in Deutschland gerade im Aufbau befand und so hatten wir bereits nach zwei Jahren die Chance, als deutsches Gespann an internationalen Turnieren teilzunehmen.

Jesper: Wir wurden immer wieder voll ins kalte Wasser geworfen, aber haben schnell gelernt zu schwimmen. Bei unserem ersten EHF-Turnier lief es sogar so gut, dass wir mit erst 17 Jahren direkt das Herren-Finale pfeifen durften. Seitdem wurden wir von der EHF bei allen großen Turnieren nominiert.

HVNB Online: Die Nominierung zur Beachhandball-WM krönt nun eure bisherige Entwicklung. Gibt es neue Ziele, die ihr euch für eure weitere Entwicklung gesetzt habt?

Bjarne: Wir freuen uns jetzt erstmal auf die Weltmeisterschaft in China. Mit allem, was danach kommt, beschäftigen wir uns nach dem Turnier.

HVNB Online: Welchen Tipp könnt ihr jungen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern mit auf den Weg geben?

Jesper: Ja, es klingt abgedroschen, aber lasst euch nicht unterkriegen. Auch für uns war es nicht immer einfach. Von außen betrachtet sieht unser Weg sehr geradlinig aus, aber auch bei uns gab es viele Ups und Downs. Spiele, bei denen man nach Hause gefahren ist und sich geärgert hat oder sich von außen beeinflussen ließ. Für alle Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, die Ziele haben, kann man nur sagen: Das gehört dazu, das muss man durchstehen.

Bjarne: Das stimmt. Und was aus meiner Sicht, das Wichtigste dabei ist: der Spaß!  Wenn man ehrgeizig ist und viel erreichen will, muss man auch einiges opfern. Umso wichtiger ist es, dass ihr Spaß an eurem Hobby habt.

HVNB Online: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei der Weltmeisterschaft!

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Unter diesem Motto rückt der Handballverband Niedersachsen-Bremen e.V. (HVNB) in der Saison 2023/24 das Schiedsrichterwesen in den Fokus. Im “Jahr des Schiedsrichters” werden umfangreiche Maßnahmen zur Stärkung des Schiedsrichterwesens umgesetzt. Alle Informationen sowie Maßnahmen sind auf der Kampagnenseite zu finden: Jahr des Schiedsrichters.

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