Jetzt mehr auf der Tribüne – Jörg Zehrfeld

Wenn alle Fotos gemacht sind…findet ihr mich auf der Tribüne

Seit 2020 arbeitet Jörg Zehrfeld – anfangs über den Bundesfreiwilligendienst, später ehrenamtlich – für den Handballverband Niedersachsen-Bremen e.V. (HVNB) im Bereich Öffentlichkeitsarbeit mit. Ende April beendet er – Zehrfeld ist mittlerweile seit 18 Monaten Rentner – die Sportberichterstattung auch für den HVNB. Über seine Erlebnisse im großen wie im kleinen Sport haben wir mit ihm gesprochen.

Wie bist du zur Sportfotografie gekommen?

Eher zufällig. Ich bin gelernter Bankkaufmann, habe 30 Jahre vor allem mit der Vermögensverwaltung für Großkunden zu tun gehabt. Während einer beruflichen Auszeit führten aus heutiger Sicht glückliche Umstände dazu: Eine Stellenanzeige „Fotograf für Lokalsport gesucht“ in der Hannoverschen Allgemeinen und eine Bekanntschaft in einem Fotoforum, die mich zu meinem ersten Bundesligaauftritt mit der Kamera brachten – ausgerechnet zum THW Kiel gegen GWD Minden. Nicht zu vergessen ist die TSV Hannover-Burgdorf, die mir in dieser Zeit das Vertrauen schenkte und mich als Fotograf ihrer Spiele für das Bundesligaarchiv anheuerte.

Was war dein lustigstes Erlebnis hinter der Kamera?

Mein erstes Bundesligaspiel war in der Kieler Ostseehalle. Ich wunderte mich nach Spielende, warum ich genauso durchgeschwitzt war wie die Spieler. Ich hatte vor lauter Aufregung vergessen meine Winterjacke auszuziehen.  Naja, Pannen kommen in den besten Familien vor. Es sollte die harmloseste Panne sein, über den Rest will ich lieber schweigen.

Welches Ereignis ist dir am eindrucksvollsten in Erinnerung geblieben?

Wenn beim DHB-Pokalfinale in Hamburg in der Crunchtime die Halle bebte, das war schon ein Gänsehautmoment. Am festesten verankert sind aber zwei Amateurspiele. Einmal die deutsche Meisterschaft der weiblichen B-Jugend 2012, die mein eigener Verein, damals die HSG Badenstedt, gewann und ein Landesligaaufstieg des TuS Empelde, an dem mein Sohn beteiligt war. Da kamen, weil ich viele Akteure persönlich kannte, auch eigene Emotionen mit ins Spiel. Tolle Sportler durfte ich kennenlernen. Profis, aber auch genauso großartige Amateure. Nicht nur beim Handball, sondern auch bei vielen anderen Sportarten wie Radrennen, Motoball, Volleyball, Basketball, Bogenschießen, Schwimmen, Leichtathletik, Fechten, Fußball und Highland-Games mit „Schotten“ aus der Region Hannover.  

Was wirst du nicht vermissen?

Leere Hallen, die pandemiebedingt nur von Pappkameraden besucht werden und den Satz „Toll, was du alles ohne Eintritt zu zahlen sehen kannst“. Wenn ich fotografiere, sehe ich zum Beispiel ein Handballspiel maximal zu 50 Prozent. Und genießen tue ich es auch nicht, ich arbeite. Dazu habe ich keine Lust mehr. Ich will endlich nur auf der Tribüne sitzen und ein Spiel sehen. Nach Spielende mit Freunden ein Kaltgetränk zu mir nehmen und nicht stundenlang Fotos bearbeiten oder verschwitzten Sportlerinnen und Sportlern mit Fragen auf die Nerven gehen. Völlig ausschließen will ich einen zukünftigen Einsatz im Sport natürlich nicht, aber es wird eher sehr selten dazu kommen. Am ehesten, wenn meine Enkeltöchter Handball spielen sollten.

Eine kleine Auswahl meiner Fotos habe ich zum Abschied in eine Galerie gestellt. Allen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern aus den letzten 15 Jahren, seien es Aktive, Trainer oder Funktionäre, Hallenwarte oder Schiedsrichter, den Kollegen von Handball-World, HAZ oder vom Handballverband Niedersachsen-Bremen rufe ich ein herzliches „hej då“ zu. Ihr findet mich auf der Tribüne.

Lieber Jörg, wir danken dir für deinen großartigen Einsatz für den Sport und den HVNB.

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