Lina Steinecke (2.v.r.) und die U18-Nationalmannschaft haben sich für das WM-Viertelfinale qualifiziert. Foto: Sasa Pahic Szabo / kolektiff / IHF

Happy-End nach Schützenhilfe

Trotz einer 21:25-Niederlage gegen Spanien hat die weibliche U18-Nationalmannschaft bei der WM in China das Viertelfinale erreicht.

Bundestrainer Gino Smits sprach in der Kabine von einem „Déjà-vu“. Seine Erinnerungen sollten den Spielerinnen Mut machen, dass der Zug in Richtung des Viertelfinales der Weltmeisterschaft in China noch nicht abgefahren ist. Die Situation erinnerte am frühen Dienstagnachmittag frappierend an den 11. August vor drei Jahren. Deutschland verlor damals seinen U17-EM-Hauptrunden-Abschluss unter Smits‘ Leitung gegen Ungarn und erreichte das Viertelfinale, weil Rumänien anschließend gegen die bereits ausgeschiedenen Norwegerinnen unterlag. Und diesmal: Die DHB-Sieben musste sich Spanien mit 21:25 geschlagen geben und brauchte Schützenhilfe der Tschechinnen. Und in der Tat wurde Tschechien mit einem überraschenden 18:15-Sieg gegen die Schweiz das neue Norwegen. Das Viertelfinale war erreicht. Gino Smits hatte schon vor dem Showdown in Hauptrunden-Gruppe 3 ein gutes Gefühl. „Ich sehe motivierte Tschechinnen hier beim Warmmachen. Sie wollen gewinnen“, schilderte er kurz nach dem eigenen und vor dem für Deutschland so wichtigen Spiel.

Die Leistung gegen Spanien entsprach nicht den Erwartungen des Trainers. „Uns hat leider die Konstanz gefehlt. Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen und waren zu sehr von Marlene Tucholke abhängig. Beim Spiel in die Breite gab es zu viele unnötige Ballverluste und wir hatten Nachteile in den 1:1-Situationen. Ich hatte mir vom Kollektiv mehr erhofft“, sagte der Bundestrainer.

Weil die deutsche Mannschaft in den letzten 60 Hauptrunden-Minuten des Turniers nie in Führung lag, kam sie für einen Sieg auch nicht in Frage. Viele Fehler im Spielaufbau machten es Spanien direkt zu Beginn einfach, im Umschaltspiel zu Toren zu kommen. Symptomatisch dafür gleich die ersten beiden Angriffe. Deutschlands erster Wurf landete an der Latte, die spielstarken Spanierinnen trafen im Gegenstoß. Nach zehnminütiger Anlaufphase zeigte die Formkurve des DHB-Teams nach oben. Torhüterin Lena Lindemann steigerte sich und Marlene Tucholke brachte ihre gefährlichen Rückraumwurfe ein. Die Leipzigerin nahm sich immer wieder aus der zweiten Reihe ein Herz und brachte ihr Team nach 3:6-Rückstand auf ein 11:11 heran (23.). Von den ersten sieben Toren hatte Tucholke fünf erzielt. Nach 20 Minuten traten auch ihre Nebenleute mit gesteigertem Selbstvertrauen häufiger in Erscheinung. Die deutschen Tore verteilten sich auf mehrere Schultern, zur Führung reichte es jedoch nicht. Mit einer spanischen 14:13-Führung gingen beide Teams in der Pause. Die letzten beiden Aktionen vor dem Kabinengang hätten noch mehr Schwung verleihen können. Aber ein Pfostentreffer und ein Ballverlust nach zwei Lindemann-Paraden verhinderten den möglichen Gleichstand.

Der zweite Abschnitt begann ähnlich wie der erste. Erneut legte der Gruppensieger drei Tore vor, ehe der U17-EM-Dritte von 2023 erstmals die starke spanische Torhüterin Goundo Gassama Cissokho überwand. Ein Siebenmeter landete am Pfosten, technische Fehler und überhastete Fehlwürfe führten zum 14:21- (40.) sowie 15:24-Rückstand (49.), und das obwohl Lindemann noch zwei Siebenmeter parierte. Sie verhinderte einen noch höheren Rückstand. Spanien fand eine gute Balance aus Tempospiel und geduldigem Angriff – in dieser Phase zu gut für das deutsche Team.

Die DHB-Sieben wusste, dass es auf jedes Tor ankommen kann und warf in den letzten zehn Minuten noch einmal alles rein. Jana Walther leitete mit einem Siebenmeter die Aufholjagd ein. Binnen sechs Minuten verkürzte man zum 19:24. Deutschland entschied die Endphase mit 6:1 für sich. Was das Wert sein sollte, hing vom anschließenden Spiel zwischen der Schweiz und Tschechien ab. In dieser Begegnung gab es bereits erwähnte Happy-End.

Für Deutschland geht es am Donnerstag, 14.45 Uhr deutscher Zeit in der ersten K.o.-Runde weiter gegen Frankreich. Die Partie wird im Livestream im handball.net-Videocenter – powered by solidsport – kostenpflichtig übertragen.

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