Wurde bei der U19-Europameisterschaft in All-Star Team gewählt: Chiara Rohr. Foto: Santi Russo

Chiara Rohr: „Ein unbeschreibliches Gefühl“

U19-Europameisterin im Interview über ihren EM-Triumph, ihre Handball-Anfänge und Zukunftspläne

Mit 18 Jahren hat Chiara Rohr schon viel erreicht: Die Linksaußen des TV Hannover-Badenstedt gewann mit der deutschen U19-Nationalmannschaft den Europameistertitel 2025, wurde ins All-Star-Team gewählt und steht bereits im DHB-Elitekader. Ihren Weg in den Leistungssport fand sie über die Förderstufen des Handballverbandes Niedersachsen-Bremen (HVNB). Im Gespräch erzählt sie von ihren Anfängen, Erfolgen und Zielen für die Zukunft.

HVNB: Chiara, du bist schon seit deiner Kindheit mit dem Handball verbunden. Wie bist du damals zum Sport gekommen?

Chiara Rohr: Ich habe mit fünf Jahren angefangen. Mein großer Bruder war schon aktiv, deshalb war ich von klein auf oft mit in der Halle. Danach bin ich dann gemeinsam mit einer Freundin zum Probetraining nach Badenstedt gegangen – und zum Glück bin ich dabeigeblieben. Seitdem ist Handball ein fester Bestandteil meines Lebens?

HVNB: Wann war für dich klar, dass du den Schritt in den Leistungssport gehen willst?

Chiara Rohr: Ab der Niedersachsen-Auswahl, also der C-Jugend wurde mir bewusst, dass es für mich ernster wird und ich mir vorstellen könnte Handball professioneller zu betreiben. Vor rund drei Jahren habe ich daher auch die Schule gewechselt, um mich besser auf den Sport konzentrieren zu können.

HVNB: Du hast alle Förderstufen des HVNB durchlaufen. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?

Chiara Rohr: Sehr positiv. Ich denke gerne an die vielen Lehrgänge zurück, auch wenn sie manchmal ziemlich anstrengend waren – mit mehreren Einheiten am Tag. Mit dem HVNB verbinde ich viele wertvolle Erfahrungen und tolle Erinnerungen, wie zum Beispiel den Deutschland Cup 2022 und natürlich die Zeit mit den Mädels. Vor allem die Unterstützung, gerade durch Landestrainerin Christine Witte in Hannover, war und ist auch jetzt noch sehr prägend.

HVNB: Dein Verein TV Hannover-Badenstedt ist für seine gute Jugendarbeit bekannt. Welche Rolle haben der Verein und dein Umfeld für deine Entwicklung gespielt?

Chiara Rohr: Badenstedt hat mich von Anfang an begleitet und hat entscheidend dazu beigetragen, dass ich sportlich da bin, wo ich heute stehe. Der Verein ist bekannt für seine hervorragende Jugendarbeit, von der viele Spielerinnen profitieren und die auch mir optimale Entwicklungsmöglichkeiten geboten hat. Durch den Zusammenhalt im Handball haben sich viele enge Freundschaften entwickelt, welche neben meinen Mitspielerinnen und Trainern ein Umfeld schaffen, in dem ich mich sehr wohlfühle. Besonders wichtig ist mir außerdem die Unterstützung meiner Familie und Freunde: Eltern, Großeltern – alle sind regelmäßig in der Halle und fiebern mit. Das gibt mir zusätzlichen Ansporn und macht die gemeinsamen Erfolge noch schöner.

HVNB: Du hast inzwischen schon viel internationale Erfahrungen gesammelt. An welche Momente im Nationaltrikot erinnerst du dich besonders gern?

Chiara Rohr: Die WM 2024 in China war für mich ein echtes Sprungbrett. Das Turnier war unglaublich aufregend und voller neuer Erfahrungen. Ich bin mit der Einstellung hingefahren, alles mitzunehmen, und am Ende habe ich dort eine wirklich gute WM gespielt und war mit meiner Leistung sehr zufrieden. Ganz Besonders gerne denke ich natürlich auch an den Gewinn der Europameisterschaft in diesem Jahr zurück – das sind Momente, die ich nie vergessen werde!

HVNB: Du hast es gerade angesprochen: Du hast in diesem Sommer mit der U19-Nationalmannschaft Europameisterschaftsgold gewonnen. Wie hast du diesen Erfolg erlebt?

Chiara Rohr: Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Wir haben so lange auf dieses Ziel hingearbeitet, und als es dann wirklich geklappt hat, hat sich all die Mühe und Anstrengung der letzten Jahre ausgezahlt. Während des Turniers sind wir Spielerinnen voll auf die Spiele fokussiert und wie in einer Art Tunnel. Erst im Nachhinein realisiert man, was wir als Team erreicht und geleistet haben. Es war für uns alle ein unglaublich emotionaler Moment!

HVNB: Du wurdest nicht nur bei der Europameisterschaft ins All-Star-Team gewählt, sondern bist auch Teil des DHB-Elitekaders und warst schon im erweiterten Kreis der A-Nationalmannschaft. Was bedeutet dir das?

Chiara Rohr: Das ist für mich eine große Ehre und zeigt, dass sich harte Arbeit auszahlt. Natürlich steht für mich auch das Team im Vordergrund, aber so eine persönliche Auszeichnung gibt mir nochmal zusätzlichen Ansporn. Gerade die Berufungen in den Elitekader oder den erweiterten A-Kader sind für mich eine Bestätigungen, die mich motivieren, weiter hart an mir zu arbeiten.

HVNB: Du bist Leistungssportlerin, gehst zur Schule und hast gleichzeitig noch einen Alltag wie jede andere Jugendliche. Wie bringst du das alles unter einen Hut?

Chiara Rohr: Natürlich ist es intensiv und auch sehr anstrengend, aber machbar. An der Humboldtschule werde ich durch das Sportschul-Konzept in vielen Bereichen unterstützt, was vieles erleichtert. Wichtig ist dabei, diszipliniert und gut strukturiert zu sein. Wenn ich das, was ich liebe, mit Begeisterung mache, finde ich immer irgendwie einen Weg, alles unter einen Hut zu bringen.

HVNB: Welche sportlichen Ziele hast du dir für die nächsten Jahre gesetzt?

Chiara Rohr: Zunächst möchte ich mein letztes Schuljahr erfolgreich abschließen. Danach strebe ich den Wechsel zu einem Bundesligaverein an. Außerdem steht im nächsten Jahr die U20-WM an – und als Europameisterinnen sind die Erwartungen natürlich groß. Dabei sind uns, in erster Linie das Erreichen unserer eigenen Ziele wichtig und dass wir bis dahin noch enger als Team zusammenwachsen. Langfristig möchte ich den Sprung in die A-Nationalmannschaft schaffen und ein großes Ziel von mir ist natürlich Olympia 2028.

HVNB: Da drücken wir dir natürlich ganz fest die Daumen! Zum Schluss: Welchen Rat würdest du jungen Spielerinnen im HVNB geben, die den Leistungssportweg einschlagen wollen?

Chiara Rohr: Hört auf euer Herz und gebt niemals auf. Rückschläge gehören dazu, aber es lohnt sich immer, hart zu arbeiten und dranzubleiben. Wichtig ist, Freude am Handball zu haben, offen für Kritik zu bleiben und an die eigenen Stärken zu glauben. Mit dieser Einstellung kann jede Spielerin sehr viel erreichen.

HVNB: Vielen Dank für das Interview!

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