Der Oldenburger TB wurde erster Deutscher Meister im Handball. Foto: Archiv Ulrich Körner

Frauenhandball – ein historischer Rückblick auf die Anfänge

Oldenburger TB Pionier in Niedersachsen und erster Deutscher Meister.

Heute ist es soweit, die IHF-Handball-Weltmeisterschaft der Frauen findet vom 26. November bis zum 14. Dezember 2025 in Deutschland und den Niederlanden statt. Ein schöner Anlass, einmal auf den Beginn und die Frühzeit des Frauenhandballs in Deutschland und Niedersachsen zurückzublicken.

Es ist sicherlich heute kaum noch bekannt, dass das „Handballspiel“ ursprünglich allein für die Frauen entwickelt wurde. Der Berliner Turnwart Max Heiser probierte im Winter 1915 mit Turnerinnen in Berlin ein neues Spiel aus, das er Torball nannte. Gespielt wurde mit einem großen Faustball, das Outfit bestand aus Bluse, Pumphose oder Röcken und Kniestrümpfen. Jeweils elf Spielerinnen bildeten eine Mannschaft. Zweikämpfe und Körperkontakt waren zunächst verpönt, es wurde körperlos gespielt – ähnlich dem heutigen „Five a Side“-Handball. 1917 schlug dann sozusagen die Geburtsstunde des heutigen Handballspiels: Das „Torballspiel“ wurde offiziell in „Handball“ umbenannt und ein erstes offizielles Regelwerk wurde anhand der Heiserschen Ideen entwickelt. Dies im Übrigen immer noch ausschließlich für Frauen. Das Handballspiel wurde zunächst allerdings erst lediglich in Berlin gespielt. Am ersten Regelwerk hatte bereits der Berliner Handballpionier Carl Schelenz mitgearbeitet. Er entwickelte das Spiel und die Regeln weiter. Der Ball wurde verkleinert, Zweikämpfe wurden gestattet, das Spielfeld vergrößert, das moderne Feldhandballspiel war geboren und öffnete sich jetzt auch für Jungen und Männer.

Zu Beginn gab es keinen einheitlichen Deutschen Handballbund (DHB) wie es ihn heute gibt. Gespielt wurde vielmehr in den diversen miteinander konkurrierenden Sportverbänden der Weimarer Republik, der Deutschen Turnerschaft (DT), der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik (DSB), dem Arbeiter Turn- und Sportbund (ATSB) aber auch in den kirchlichen Sportverbänden wie der Deutschen Jugendkraft (DJK). Die Sportverbände sorgten dafür, dass sich Handball enorm schnell verbreitete, indem sie Handball in ihren Verbänden als Breiten -und Leistungssport etablierten. Die Konkurrenz der Verbände untereinander trug ein Übriges dazu bei, insbesondere da man eigene Meisterschaften bis hin zu Deutschen Meisterschaften bei den Frauen und Männern austrug. So ist es nicht verwunderlich, dass es zum Teil vier Deutsche Meister gab, in jedem Verband eben einer. Spiele von Mannschaften der Verbände untereinander waren selten. Bei den Frauen trugen erstmalig 1931 und 1932 die jeweiligen Meister von DT und DSB ein Endspiel gegeneinander aus.

Die erste verbürgte Meisterschaft der Frauen wurde am 17.09.1921 in Hannover von der Deutschen Turnerschaft ausgetragen. An dem Endspiel der „Meisterschaftskämpfe der Deutschen Turnerschaft“ (so die offizielle Bezeichnung der ersten Deutschen Meisterschaften) nahmen mit dem Oldenburger TB und dem Damen-Turnverein Brühl 1902 Berlin die zwei Kreisgruppensieger aus Ost- und Westdeutschland teil. Die Oldenburger Damen setzten sich mit 6:1 durch, wobei nach den historischen Quellen nur eine Halbzeit gespielt wurde, da die Berliner Damen nach der Halbzeit das Spiel abbrachen, das Spielfeld sei nach deren Ansicht angeblich zu klein gewesen. Für Oldenburg traten an: Gertrud Meinrenken, Martha Vogel, Grete Lüken, Hedwig Franksen, Anna Tramann, Anna Fleer, Grete Schulz, Leni Hennecke, Elfriede Lübbers, Lissi Meinrenken und Marga Meinrenken.

Auch im Jahre 1922 qualifizierten sich die Oldenburger Damen wieder für die diesmal am 24.06.1922 in Berlin ausgetragenen Meisterschaften der DT, die im auch heute noch im Pokal üblichen „Final Four Modus“ ausgetragen wurden. Im Halbfinale unterlagen die Oldenburgerinnen der Berliner Turngenossenschaft 1844 mit 1:3. Das andere Halbfinale gewannen die Damen der TuSp. Gem. Eintracht Frankfurt mit 2:0 gegen den Südmeister MTV Stuttgart. Im Endspiel behielten die Berliner Damen dann mit 2:0 gegen die Frankfurterinnen die Oberhand.

Zu den im Rahmen des Deutschen Turnfestes in München 1923 ausgetragenen Meisterschaften der DT qualifizierten sich exakt wieder die vier Mannschaften, die auch die Endrunde 1922 bestritten hatten. Wiederum mussten sich die Oldenburger Damen im Halbfinale geschlagen geben, diesmal mit 2:4 gegen die Damen von Eintracht Frankfurt. Diese siegten dann im Endspiel 1:0 gegen die Berliner Turngenossenschaft 1844, die zuvor die Damen vom MTV Stuttgart bezwingen konnten.

Quellen:

Ulrich Körner

Erik Eggers, Handball- Geschichte eines Sports

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann 100 Jahre deutsche Meisterschaften im Handball, in: LSB Magazin 09/2021

Stephan Müller, www.Sport-record.de, Deutsche Feldhandball-Meisterschaften der Frauen

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