Franziska Mewes, Sverre Rieger und Tim Gustmann (v.l.n.r.) wurden als „Schiri des Monats“ Juli und August ausgezeichnet. Grafik: HVNB

Junge Schiris im Gespräch: Leidenschaft, Teamwork und Entwicklung im Handballsport

Franziska Mewes und das Gespann Tim Gustmann / Sverre Rieger wurden als „Schiri des Monats“ Juli und August ausgezeichnet. Im HVNB-Interview teilen die Drei, was sie dazu bewegt hat, Handball-Schiri zu werden und was sie an dieser herausfordernden Tätigkeit fasziniert. Erfahrt, welche Ziele sie verfolgen und welche wertvollen Lebenslektionen sie auf und abseits des Spielfeldes gelernt haben.

HVNB-Online: Junge Menschen sind immer schwieriger für ein Ehrenamt zu begeistern. Was hat euch dazu bewegt, Schiedsrichterin bzw. Schiedsrichter zu werden?

Franziska: Im Verein wurde aktiv für Schiedsrichter geworben, und es gab einen Aufruf, neue Schiedsrichter zu gewinnen. Ich hatte die Möglichkeit, Testspiele in den Minis und der E-Jugend zu pfeifen. Im Schiedsrichter-Lehrgang wurden wir herzlich empfangen, und meine Gespannspartnerin und ich wurden direkt in den Perspektivkader aufgenommen. Diese Unterstützung motivierte uns, uns voll und ganz dem Schiedsrichterwesen zu widmen.

Tim: Ich wurde ebenfalls durch Vereinswerbung auf das Schiedsrichterwesen aufmerksam. Darauf angesprungen bin ich, weil ich neben dem Handballspielen und der Schule eine neue Herausforderung gesucht habe. Der Verein bot mir von Anfang an Unterstützung, wodurch ich schnell Spaß an meiner Tätigkeit als Schiedsrichter fand.

Sverre: Bei mir war es etwas anders (lacht). In der D-Jugend erhielt ich eine aus meiner Sicht ungerechtfertigte Rote Karte. Das führte mich zu dem Gedanken, dass ich es besser machen könnte oder es zumindest versuchen sollte. Daher meldete ich mich mit 12 Jahren zur Junior-Schiedsrichter-Ausbildung an. Schon von Anfang an machte mir das Pfeifen viel Freude, und zwei Jahre später erwarb ich die volle Lizenz.

HVNB-Online: Was begeistert euch am Schiedsrichterwesen?

Franzi: Als Schiedsrichterin genießt man zahlreiche Vorteile, wie beispielsweise kostenlosen Eintritt zu allen Spielen im HVNB-Gebiet. Doch darüber hinaus macht es großen Spaß, Verantwortung zu übernehmen, neue Kontakte zu knüpfen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Gerade für mich als Schülerin ist natürlich auch die Aufwandsentschädigung ein positiver Nebeneffekt.

Sverre: Mich fasziniert vor allem die Abwechslung, die die Tätigkeit als Schiedsrichter bietet. Wenn Tim und ich gemeinsam auf dem Weg zum Spiel sind, steigt allmählich die Spannung. Wir wissen nie, was uns erwartet und wie das Spiel ausgeht. Außerdem macht es viel Spaß, im Gespann unterwegs zu sein. Mit Tim habe ich im letzten Jahr so viel Zeit verbracht – und langweilig war es dabei nie.

Tim: Ich kann Franzi und Sverre nur zustimmen, aber möchte einen Aspekt ergänzen. Ich habe dieses Jahr die Handballschuhe an den Nagel gehängt. Da ist es besonders cool, als Schiedsrichter weiterhin Teil des Spiels zu sein und die Atmosphäre in der Halle zu erleben.

HVNB-Online: Habt ihr Ziele als Schiedsrichterin bzw. Schiedsrichter?

Tim & Sverre: Im Sommer haben wir darüber gesprochen. In dieser Saison möchten wir in erster Linie gute Leistungen zeigen. Unser Ziel ist es, Schritt für Schritt aufzusteigen, und ein Traum wäre es, irgendwann in der 3. Liga zu pfeifen.

Franzi: Ich bin gerade erst in die Landesliga aufgestiegen und möchte mich jetzt zunächst persönlich weiterentwickeln. Danach möchte ich Schritt für Schritt weiter vorankommen.

HVNB-Online: Was habt ihr als Schiedsrichter*innen gelernt, was euch im Alltag und abseits des Spielfeldes weiterhilft?

Franzi: Als Schiedsrichterin habe ich gelernt, dass es unmöglich ist, es allen recht zu machen. Außerdem habe ich mir eine positive Fehlerkultur angeeignet. In keinem Spiel wird jede Entscheidung zu 100 Prozent richtig sein. Daher ist es wichtig, einen guten Umgang mit Fehlern zu finden und nicht den Mut zu verlieren. Wenn man das schafft, kann man selbstbewusst auf und neben dem Spielfeld auftreten.

Tim: Das stimmt!Außerdem lernen wir im Gespann hervorragend, im Team zusammenzuarbeiten, was auch im Studium und in der Arbeitswelt von großem Nutzen ist. Zudem steht man als Schiedsrichter ständig im Austausch, sei es mit den Spielerinnen und Spielern, den Offiziellen oder dem Gespannspartner. Das stärkt die sozialen Fähigkeiten und hilft auch außerhalb des Spielfeldes enorm.

Sverre: Handball ist ein schneller und stressiger Sport. Manchmal passieren auf dem Feld viele Dinge auf einmal. Als Schiedsrichter ist es daher besonders wichtig, Ruhe zu bewahren. Diese „Coolness“ in stressigen Situationen ist auch im Alltag äußerst nützlich.

HVNB-Online: Was möchtet ihr anderen, die sich für das Schiedsrichterwesen interessieren, mit auf den Weg geben?

Tim: Habt keine Angst, Entscheidungen zu treffen. Selbst wenn ihr ab und zu falsche Entscheidungen trefft, werdet ihr daraus lernen und stärker werden.

Franzi: Ich kann allen Handballern und Handballerinnen nur ans Herz legen: Probiert euch als Schiedsrichter aus und sammelt eure eigenen Erfahrungen. Das wird euch stärker machen.

Sverre: Dem stimme ich zu! Außerdem möchte ich an alle Vereine appellieren: Unterstützt eure jungen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter bestmöglich – es lohnt sich.  

HVNB-Online: Möchtet ihr noch etwas loswerden?

Sverre: Wenn ihr Interesse habt, probiert es einfach aus. Meldet euch zu den Lehrgängen an und findet heraus, ob das Pfeifen etwas für euch ist. Denn vielleicht entdeckt ihr darin eine neue Leidenschaft.

HVNB-Online: Vielen Dank!

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